Eco-Jobs for Future- Flüchtlinge auf Umweltberufe orientieren
Geflüchteten Umweltberufe näher bringen, so wie die Projektidee es vorsah, setzt zunächst ein Verständnis der Teilnehmenden für Umwelt- und Klimaschutz voraus. Beide Dimensionen kamen während der Realisierung des Kompaktseminars vom 8. bis 16. Dezember 2016 in Mariaspring mit 16 Teilnehmenden mit Fluchterfahrung zum Tragen.
An ausgewählten Lernorten entdeckten die Teilnehmenden, die mehrheitlich syrischer Herkunft sind und seit mehreren Monaten in Deutschland leben, die Vielfalt öffentlicher und privater Initiativen im Bereich des Umweltschutzes: Das Bioenergiedorf in Jühnde bei Göttingen betreibt eine Biogasanlage und nutzt die Wärme für die Wohnhäuser des Dorfes. Organisiert als Genossenschaft tragen sie zur regionalen Wertschöpfung bei, reduzieren mit ihrer gemeinschaftlich betriebenen Anlage den CO2-Ausstoß und verbrauchen ausschließlich nachwachsende Rohstoffe.
Eine weitere Exkursion führte zur Abwasserreinigungsanlage in Göttingen, die mit ihren vier Klärstufen täglich 30.000 bis 80.000 Kubikmeter Abwasser reinigt und somit zum nachhaltigen Gewässerschutz beiträgt. Beide Anlagen riefen bei vielen Teilnehmenden Fragen und Neugier hervor. Dass eine Anlage zur Energiegewinnung von Bürger/Innen gemeinschaftlich betrieben wird, war für sie eine neue Situation, aber auch die Tatsache der aufwendigen Abwasserreinigung vor dem Einleiten in den Fluss.
Anhand dieser zwei Beispiele erarbeitete sich die Seminargruppe das breitgefächerte Themenfeld der regenerativen Energien und deren Einsatzmöglichkeiten, sowie die dahinterliegenden Kompetenzen zur Entwicklung und Betrieb solcher Anlagen. Deutlich wurde dabei, dass inzwischen eine Vielzahl von Berufen im mittelbaren sowie unmittelbaren Wirkungskreis von Umwelttechnologien anzusiedeln sind. Insbesondere im Bereich des Engineering spielen Belange des Klima- und Umweltschutzes eine große Rolle.
Konkrete Studienmöglichkeiten erkundete die Seminargruppe bei einer Exkursion zur Fakultät Agrarwissenschaften der Universität Göttingen und zur Technischen Universität Clausthal im Oberharz. Dort sind inzwischen viele Bachelor- und Master studiengänge, wie z.B. Umwelttechnologien, Energietechnologien, Energiesystemtechnik oder Geoumwelttechnik im Angebot. Diese stießen auf großes Interesse der Geflüchteten, die z.T. in ihrem Heimatland ein Studium begonnen oder sogar abgeschlossen haben. Auch der Universitätsstandort Clausthal stieß wegen seiner Überschaubarkeit und der persönlichen Atmosphäre auf großes Interesse.
Diese Exkursionen wurden begleitet von Seminareinheiten in der Heimvolkshochschule Mariaspring zu den Chancen und Möglichkeiten der beruflichen Qualifikation in Deutschland und Informationen zum Aufenthalts- und Bleiberecht für Geflüchtete mit Interesse an einem Studium bzw. einer Ausbildung, sowie zum politischen System in Deutschland und Europa. Ein großes Thema für die Teilnehmenden war der Erwerb einer ausreichenden Sprachkompetenz, die zur Aufnahme eines Studiums führt. Hier konnte Mariaspring Einigen bei der Suche nach einem vom Land Niedersachsen geförderten Intensivsprachkurs helfen.