Demokratie in Form und Design? Seminar zu 100 Jahren Bauhaus
Das einhundertjährige Jubiläum des Bauhauses nahm der Hausfrauenbund Oldenburg zum Anlass, um sich während eines einwöchigen Seminars mit der Idee des Bauhauses, seiner Geschichte, den Meistern und auch mit den Produkten der vierzehnjährigen Schaffensphase von 1919 bis 1933 auseinanderzusetzen.
Insbesondere die Architektur des Bauhauses und die damit zusammenhängende Idee, modernen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, führte zur intensiven Befassung mit den Konzepten von Walter Gropius und Hannes Meyer. Beide waren Direktoren am Bauhaus in Weimar bzw. Dessau und als Architekten planten und führten sie entsprechende Bauvorhaben aus. Insbesondere die sog. Laubenganghäuser in Dessau mit ihren funktionalen Wohnungen schufen eine Verbindung in die heutige Zeit, die ebenfalls wie die 20er Jahre von Wohnungsnot in den Städten geprägt ist. Sie führten auch zur Diskussion in der Gruppe, inwieweit die Ideen des Bauhauses heute noch wesentliche Impulse für einen modernen Wohnungsbau liefern können.
Die Fagus-Werke im nahegelegenen Alfeld boten das Ziel für die Exkursion, um Bauhaus-Architektur vor Ort zu betrachten. Dieser, von Walter Gropius 1911 errichte Fabrikbau gilt als Urtyp des modernen Industriebaus nach Art des Bauhauses, obschon das Bauhaus erst 1919 in Weimar gegründet wurde.
Mit dieser Gründung entstand auch das Bauhaus-Manifest, in dem Gropius das Konzept für das Lehren und Lernen zusammenfasste. Die Zusammenführung von Handwerk und Kunst stellte das übergeordnete Ziel dar. Die Art und Weise dieser Zusammenarbeit als kreativer und demokratischer Prozess stand im Mittelpunkt der Diskussion, da die dafür notwendigen Kompetenzen auch heute noch als wichtige Grundlage der Teamarbeit gesehen werden.
Die Vielfalt des Schaffens des Bauhauses und der „Bauhäusler“ bot sehr viel Stoff zur Auseinandersetzung, der natürlich in einer Woche nicht zu bewältigen war. Aber die 24 Teilnehmerinnen bekamen während des Seminars ein Bild über das Wirken des Bauhauses und die immer schlechter werdenden politischen Rahmenbedingungen der Arbeit durch das Erstarken der Nationalsozialisten. Dies führte letztlich zur Schließung im Jahr 1933. Kreativität und Vielfalt benötigen Freiheit und ein demokratisches Umfeld – das war die zentrale Erkenntnis dieses Seminars.